Wie man Bedürfnisse in einer Beziehung verstehen und schätzen lernt

Wie man Bedürfnisse in einer Beziehung verstehen und schätzen lernt

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Beziehungen oder Partnerschaften sind nicht immer einfach. Immerhin sind bestimmte Erwartungen und Bedürfnisse damit verbunden. Und keine zwei Menschen wollen immer genau dasselbe. Aber was bedeutet es, wenn Partner*innen unterschiedliche Bedürfnisse in einer Beziehung haben? Du hast das Gefühl, dein*e Partner*in geht nicht auf deine Bedürfnisse ein? Oder dein*e Partner*in ist unzufrieden, und du verstehst nicht, warum? Wir schauen uns an, wie man unterschiedliche Bedürfnisse in einer Beziehung erkennen und respektieren lernt.

Warum ignoriert mein*e Partner*in meine Bedürfnisse?

Oft fällt es uns schon schwer genug zu verstehen, was wir selbst brauchen. In einer gelungenen Beziehung müssen wir verstehen, welche Bedürfnisse unser*e Partner*in hat. Der kürzeste und effizienteste Weg dahin ist, darüber miteinander zu reden. Vergessen wir aber nicht, dass das nicht immer leicht ist.

Werden Bedürfnisse in einer Partnerschaft ignoriert, kann das vielfältige Ursachen haben. Hier sind einige mögliche Erklärungen aus psychologischer Perspektive:

  1. Kommunikationsprobleme: Oftmals basieren Missverständnisse in Beziehungen auf Kommunikationsdefiziten. Wenn ein*e Partner*in nicht explizit und deutlich seine oder ihre Bedürfnisse äußert, kann es sein, dass der*die andere Partner*in diese gar nicht wahrnimmt oder missversteht. Laut Schulz von Thun, einem bekannten Kommunikationspsychologen, gibt es verschiedene Ebenen der Kommunikation, die zu Störungen führen können, wenn sie nicht korrekt ablaufen. Ein Mangel an klarer Kommunikation kann daher dazu führen, dass Bedürfnisse übersehen oder missinterpretiert werden (Quelle: Schulz von Thun, F. (1981). "Miteinander reden: Störungen und Klärungen").
  2. Eigene Bedürfnisse und Abwehrmechanismen: Manchmal kann das Ignorieren des*der Partners*in aus eigenen, unerfüllten Bedürfnissen oder psychologischen Abwehrmechanismen resultieren. Ein*e Partner*in könnte beispielsweise aufgrund eigener Erfahrungen Schwierigkeiten haben, sich auf die Bedürfnisse des*der anderen einzulassen. Anna Freud hat verschiedene Abwehrmechanismen beschrieben, durch die Menschen unangenehme Gefühle oder Gedanken von sich fernhalten. Ein solcher Mechanismus könnte in diesem Zusammenhang die Verleugnung sein, bei der eine Person die Existenz eines Problems oder Bedürfnisses leugnet (Quelle: Freud, A. (1936). "Das Ich und die Abwehrmechanismen").
  3. Geringe emotionale Intelligenz: Einige Menschen haben Schwierigkeiten, die Emotionen und Bedürfnisse anderer zu erkennen und darauf zu reagieren. Dies kann mit einer geringeren emotionalen Intelligenz zusammenhängen. Daniel Goleman betont, dass emotionale Intelligenz die Fähigkeit beinhaltet, die eigenen Emotionen und die anderer zu erkennen und effektiv darauf zu reagieren (Quelle: Goleman, D. (1995). "Emotionale Intelligenz").

Es ist wichtig zu betonen, dass die oben genannten Punkte nur einige mögliche Ursachen darstellen und es in jeder Beziehung individuelle Gründe geben kann. Ein offenes Gespräch und gegebenenfalls eine Paartherapie können helfen, die genauen Ursachen zu identifizieren und Lösungen zu finden.

Vielleicht bist du manchmal auch von deinen Emotionen überwältigt und es fällt dir deshalb schwer, offen zu sprechen. Wir erklären Auswege in unserem Artikel „Von Emotionen überwältigt: So kannst du mit deinen Gefühlen umgehen“.

Die eigenen Bedürfnisse in einer Partnerschaft erkennen

Wir haben uns mit dem Sozialpsychologen und Konfliktforscher Prof. Dr. Ulrich Wagner über Bedürfnisse in Beziehungen unterhalten. Er erklärt, wie man die eigenen Bedürfnisse in der Partnerschaft und die des Gegenübers erkennt, wertschätzen lernt und was das mit Respekt in der Beziehung zu tun hat.

Menschen sind sich oft nicht sicher, was sie eigentlich in einer Beziehung wollen. Doch wenn das Wissen über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse fehlt, kann das unsere Partnerschaften verkomplizieren.

„Um herauszufinden, was wir wirklich wollen, kann es hilfreich sein, genau in uns hineinzuhören, indem wir uns selbst einige Fragen stellen“, sagt Prof. Dr. Wagner. „Oft hilft es, aufzuschreiben, was wir von einer Beziehung, vom Leben und auch von uns selbst erwarten. Wenn man darüber hinaus noch eine Ahnung davon hat, welchen Sinn das eigene Leben haben soll, dann kann man das hinzufügen. Auch Dinge, die uns glücklich machen, sollten dazugeschrieben werden. Von ihnen lernen wir vielleicht auch etwas darüber, welche Grundbedürfnisse uns wirklich wichtig sind“, erläutert Prof. Dr. Wagner. Denn je besser du dich selbst kennst, desto besser läuft meist auch deine Beziehung.

Was bedeutet Respekt in der Beziehung?

Prof. Dr. Wagner erklärt: „Wenn uns an einer Beziehung etwas liegt und es uns wichtig ist, wie es unserer Partnerin oder unserem Partner geht, dann achten wir in der Regel darauf, angemessenen Respekt in der Partnerschaft zu zeigen. Wichtig ist dabei natürlich auch, besondere Emotionen und Bedürfnisse unserer Partnerin oder unseres Partners zu beachten und damit ihr oder sein Grundbedürfnis nach Autonomie im Auge zu behalten. Denselben Respekt können wir natürlich auch von unserem Gegenüber erwarten.“

Falls du oft unerfüllte Bedürfnisse in der Beziehung hast oder das Gefühl, nicht ausreichend respektiert zu werden, dann sprich es offen an. Sag, was du möchtest und frag, was die Gegenseite will. Wenn ihr mit euren Interessen und Bedürfnissen gar nicht zusammenfindet, kann es hilfreich sein, eine professionelle Partnerschaftsberatung in Anspruch zu nehmen. Manchmal geht eine Beziehung auch zu Ende, wenn die Bedürfnisse der Partner*innen unvereinbar miteinander sind. Im Zweifel ist das die bessere Lösung. Du und deine*n Partner*in sollten sich nicht daran gewöhnen, dass Das ist auf Dauer schlecht für euch beide.

Unterschiedliche Bedürfnisse in einer Beziehung

Vielleicht haben du und dein*e Partner*in verschiedene Wünsche für eure gemeinsame Zukunft. Vielleicht habt ihr ein unterschiedliches Nähe-Distanz-Bedürfnis. Es ist vollkommen normal, wenn sich eure Bedürfnisse unterscheiden. In unserem Artikel „Emotionen zulassen und kontrollieren“ erklären wir, wie wichtig es ist, offen über unsere Emotionen zu sprechen. Wenn ihr auch offen über eure Bedürfnisse redet und gegenseitigen Respekt bewahrt, könnt ihr eure Beziehung stärken. Dabei ist es egal, von wem die Initiative ausgeht.

Wenn du merkst, dass du unerfüllte Bedürfnisse in deiner Beziehung hast, erzähle deine*r Partner*in davon, auch wenn es dir schwerfällt. Mache dir bewusst: Wenn dein*e Partner*in wirklich an dir interessiert ist, an eurer Partnerschaft, wird sie oder er zuhören und darauf eingehen. Umgekehrt: Wenn du merkst, dass dein*e Partner*in unzufrieden ist, sprich mit ihr oder ihm über eure Bedürfnisse. Manchmal kann das ganz einfach sein, sobald der erste Schritt gemacht ist.

Falls du dich mit deine*r Partner*in gestritten hast und es dir schwerfällt, den ersten Schritt zu tun, schaue dir diesen Artikel an: Arten der Konfliktlösung: So schaffst du am besten Frieden.

 

Quellen:

https://www.zeit.de/zett/liebe-sex/2020-09/wie-du-herausfindest-was-du-in-einer-beziehung-wirklich-brauchst

https://www.brigitte.de/liebe/beziehung/unerfuellte-sexualitaet-in-der-beziehung-13483222.html

https://g-m-b-k.org/bindungsstil_in_beziehungen/

Schulz von Thun, F. (1981). "Miteinander reden: Störungen und Klärungen"

Freud, A. (1936). "Das Ich und die Abwehrmechanismen

Goleman, D. (1995). "Emotionale Intelligenz"


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