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Keiner von uns streitet sich gerne. Doch wie geht man am besten mit Meinungsverschiedenheiten um? Vor allem gilt: Der Meinungsverschiedenheit nicht aus dem Weg gehen, Konflikte austragen und konstruktive Lösungen finden. Obwohl Konflikte oft unangenehm sind und selten Spaß machen, ist es wichtig, vor Konflikten nicht zurückzuscheuen. Mit ein wenig Übung können wir uns den richtigen Umgang mit Konflikten angewöhnen.
Wir haben mit dem Sozialpsychologen und Konfliktforscher Prof. Dr. Ulrich Wagner gesprochen, der dir Tipps gibt, was man bei Streit tun sollte und wie man den konstruktiven Umgang mit Konflikten lernen und trainieren kann.
Konflikte – die Basics
In Konfliktsituationen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, auch wenn sich das in dem Moment schwer anfühlt. Doch denke dran, du bist nicht allein! Hier sind Antworten auf fünf interessante Fragen rund um Konflikte, die dich daran erinnern:
- Was ist ein Konflikt? „Ein Konflikt ist eine Situation, in der eine oder beide Parteien eine Bedrohung ihrer Interessen oder Ziele durch die jeweils andere Partei wahrnehmen“, erklärt Prof. Dr. Wagner. Der eine Partner will das Wochenende zuhause verbringen, der oder die andere eine Kurzreise machen. Ein gemeinsames Wochenende scheint unter solchen Voraussetzungen nicht möglich.
- Sind Konflikte immer echt? Wie wir auf Konflikte reagieren, hängt stark von unserer Wahrnehmung ab. Manchmal vermuten wir nur, dass jemand anderes unsere Interessen oder Ziele bedrohen würde. Nachfragen, respektvolle Kommunikation und gegenseitiges Zuhören helfen, das herauszufinden.
- Wie sollte man mit einem Konflikt umgehen? Prof. Dr. Wagner erklärt: „Wenn Konflikte über längere Zeit einfach ignoriert werden, kann das eine Beziehung schwer belasten. Der Partner, der schon lange das Wochenende zu einem gemeinsamen Kurzurlaub benutzen will, dies aber nicht zum Ausdruck bringt, wird zunehmend frustrierter. Deshalb ist es oft besser, den Konflikt auszutragen, auch wenn es unangenehm ist. Es ist wichtig eine gemeinsame Lösung zu finden, die beide Seiten zufriedenstellt, also eine win-win Situation zu schaffen. Eine solche Lösung kann zum Beispiel ein Kompromiss sein: das eine Wochenende wird gemeinsam zu Hause verbracht, das andere wird verreist. Eine weitere Möglichkeit ist, dass man manchmal auch etwas allein unternimmt.“
- Wie hängen Emotionen mit Konflikten zusammen? Konflikte lösen oft starke negative Emotionen aus: wir sind verärgert, wütend oder traurig. Der Verlauf von Konflikten hängt stark davon ab, wie die Konfliktparteien mit diesen Emotionen umgehen. Emotionen einfach laufen zu lassen, kann Konflikte stark verschärfen. Schreien und gegenseitige Beschimpfungen lassen den Konflikt schnell eskalieren. Andererseits ist es für die Beteiligten auch nicht gut, ihre Enttäuschung und Wut einfach herunterzuschlucken. Prof. Dr. Wagner rät daher auch, negative Emotionen zuzulassen und dem Gegenüber mitzuteilen, wie man sich gerade fühlt – denn Emotionen sind nur menschlich!
- Haben Konflikte auch etwas Gutes? „Konflikte sind eine Chance für Wachstum. Die Auseinandersetzung mit anderen bietet die Möglichkeit, Dinge aus unterschiedlicher Perspektive zu betrachten und gemeinsam ganz neue Lösungen zu finden. Ohne Konflikte würde es an Innovationen und Fortschritt mangeln. Wir lernen aus schwierigen Situationen im Leben. Das Leben nicht nur schwarz und weiß. Viele negative Dinge können auch zu etwas Positivem führen. Wir sollten also immer auch an die positiven Aspekte von Konflikten denken“, meint unser Experte.
Wie mit Konflikten umgehen? 12 Tipps zum Umgang mit Konflikten
Neben dem Konzept von Thomas Gordon, das wir in einem anderen Artikel beschreiben, haben wir hier eine Liste mit 12 anwendbaren Tipps zusammengestellt. Wenn du diese beachtest, kannst auch du besser mit Konflikten umgehen:
- Achte auf das richtige Timing und den richtigen Ort für die Diskussion von Konfliktthemen. Etwas zwischen Tür und Angel, oder wenn gerade Besuch da ist, zu klären, ist nicht die beste Strategie.
- Sei klar mit dem, was Du sagen willst. Sprich direkt an, worum es dir geht. Um den heißen Brei herumzureden kann nur zu noch mehr Missverständnissen führen.
- Höre konzentriert zu, um dein Gegenüber zu verstehen. Nehmt euch Zeit, setzt euch zum Beispiel gegenüber an den Esstisch und lasst euch nicht von dem laufenden Radio oder Fernseher ablenken.
- Kommuniziere deine Gefühle, ohne deinem Gegenüber persönliche Vorwürfe zu machen. Man verfällt schnell in den defensiven Modus und argumentiert mit „aber, damals hast du doch…“.
- Kontrolliere extreme Gefühlsausbrüche. Emotionen sollten zwar nicht unterdrückt werden, doch Aggressionen gehören nicht zum guten Umgang mit Konflikten. Wenn es dir zu viel wird, nimm dir lieber ein paar Minuten Auszeit, verlasse den Raum und sammle deine Gedanken.
- Vermeide die Wörter „nie“ und „immer“.
- Konzentriere dich darauf, was das Problem ist und behandele ein Thema nach dem anderen. Vermeide auch, auf alte Konflikte zurückzugreifen. Ihr behandelt gerade einen ganz bestimmten Konflikt und solltet nicht abschweifen.
- Bleibe offen für neue Perspektiven. Stelle deinem Gegenüber Fragen und sei offen für die Antworten. Nur wenn ihr euch auf Augenhöhe begegnet, kann der Konflikt auch nachhaltig gelöst werden.
- Bleibe respektvoll und freundlich.
- Fokussiere dich auf Dinge, auf die ihr euch schon geeinigt habt.
- Gehe auf Kompromisse ein und sei bereit, dich im Umgang mit unlösbaren Konflikten auch mal darauf zu einigen, uneins mit deinem Gegenüber zu bleiben.
- Nehmt euch eine Auszeit und unterbrecht das Konfliktgespräch, wann immer ihr eine Pause braucht.
Genauso wie wir Menschen und unsere Meinungen sich voneinander unterscheiden, haben wir auch alle einen persönlichen Stil im Umgang mit Konflikten. Unsere Tipps geben dir hier erste Anreize. Vielleicht kannst du so leichter eine Konfliktsituation lösen und an ihr wachsen! Denn gute Konfliktfähigkeit ist eine wichtige Kompetenz, die nicht unterschätzt werden sollte!
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